Wellness-Oase auf der Bühne – DER SCHREIN DES HEILIGEN KLANGES

ACHTUNG! SpielFreude!

Ein selbst entwickeltes Theater-Stück zum Thema Entspannung in der Ferienbetreuung der OGS Rosenzweigweg in Köln-Zollstock im Sommer 2022
Die Kassiererin an der Tür trägt eine silbrig glänzende Pailletten-Mütze und erbittet höflich und selbstbewusst die Eintrittskarten der anrauschenden Gäste. In Nullkommanichts füllt sich die Aula in der Grundschule im Rosenzweigweg mit Eltern, Omas, Geschwistern, Betreuern und Kindern der OGS. Sie alle sind gekommen, um dem Theaterstück beizuwohnen, dass die Kinder in der letzten Woche entwickelt haben, zusammen mit mir als Anleiterin.

Die Tür zur Aula ist hier und heute das Tor zu einer Oase der Ruhe und Entspannung. Die jungen Schauspieler:innen – im Alter zwischen 6 und 10 Jahren – gehen ruhig und gelassen durch die Reihen und verbreiten mit Fächern und Klanginstrumenten meditative Stimmung unter den Zuschauern und bereiteten sie mit allen Sinnen auf das Stück vor.

Tag 1: Jahrmarkt der Entspannung

Das Thema der Woche heißt Entspannung. Und so beginnen wir mit einer Klangreise für einen Träumenden, bei der sich jeder einmal in die Mitte legen darf während alle anderen wohlwohlende Stimmung mit verschiedenen Klein- und Percussion-Instrumenten verbreiten.
Außerdem bauen wir an diesem Tag gemeinsam eine Skulptur aus Stühlen – in aller Stille und im fließenden Miteinander. Obendrauf setzen die Kinder die Klang-Schale, und schon ist unser Stücktitel geboren: Der Schrein des heiligen Klanges.
So machen wir uns weiter spielerisch auf die Suche nach einem Spielort und am Ende des Tages steht fest: Unsere Geschichte spielt auf dem Jahrmarkt und alle Kinder vertreten mit einer eigenen Figuren und einer eigenen Szenen einen ganz besonderen und individuellen Wellness-Standort. Die Kinder wissen sofort, wen und was sie auf der Bühne spielen und präsentieren wollen. Und wir proben die ersten Einzelauftritte mit Ideen und Visionen.

Tag 2: Eine Heldinnen-Reise

Wie bekommen wir nun noch Sinn und Spannung in unser erstes Spiel-Gerüst? Uns kommt die Idee, eine alles verbindende Figur diesen Jahrmarkt durchstreifen zu lassen, damit es auch eine richtige Geschichte wird. Wir spinnen einen einfachen Plot mit märchenhaften Zügen – so ein bisschen wie bei Alice im Wunderland: Eine kleine Abenteurerin macht sich auf den Weg, um die Prüfungen zu bestehen und die Erfahrungen zu machen, die vor ihr liegen, um dann am Ende ein großes Stück innerlich gewachsen zu sein und die heilige Klangschale zu erhalten. Und dass die Klangschale wird sprechen können wie im Märchen, war auch die Idee der Kinder.
Unsere Jüngste soll diese Rolle als Lana spielen und sich gegenüber der Bühne hinter einem großen Spiegel verstecken. So hat sie bei ihren Besuchen auf den einzelnen Stationen des Jahrmarktes immer einen symbolischen Weg durch das Publikum vor sich – hin und wieder zurück. Und die Darsteller vorne auf der Bühne haben Zeit für den Umbau – mit passender Musik für die jeweilige Szene untermalt. Ja, so kann es gehen! Jetzt müssen wir nur noch eine sinnvolle Reihenfolge der Szenen festlegen und … spielen, spielen, spielen!

Stationen & Prüfungen – Anleitung für eine erfolgreiche Heldinnen-Reise
Szene 1
Bei Frau Rose der Massage-Expertin gibt es beim Duft von Kerzen und Rosenöl viel Ruhe und Entspannung als Vorbereitung für eine abenteuerliche Reise. Herr Bauch und Lana sind ihre Gäste.
Szene 2
Kevin der Kletterer hat einen Parkour anzubieten, der es in sich hat: Klettern ohne Sicherung über einem Wassergraben. Ob Lana es schaffen wird alle Gefahren und Hindernisse zu überwinden?
Szene 3
Yoga mit Frau Noma! Hier können sich alle Gäste sammeln, achtsam bewegen und ihren Geist befreien. Frau Noma achtet genau darauf, dass alle Übungen richtig durchgeführt werden.
Szene 4
Wir sehen Meister Ching Hau und seinen Schüler Paul beim Schwertkampf. Konzentration und Respekt sind die wichtigsten Begleiter. Lana möchte als erstes mit dem Meister kämpfen … und scheitert an ihm. Aber mit Paul ist der Kampf zu schaffen.
Szene 5
Bei Herrn Ober im Restaurant Sonnenschein kann sich unsere Heldin stärken – mit Nahrung, die stark, froh und ausgeglichen macht: Salat mit lieben und lustigen Gurken. Ein Teller Freundschaft mit sehr kräftiger Soße. Und ein Glas Regenwasser mit einem Spritzer Geduld.
Szene 6
Bei der Attraktion Hau den Lukas zeigt Lana zum Abschluss noch einmal , wie viel an Kraft, Zutrauen und innerer Stärke sie auf ihrer Reise gewonnen hat. Klara die Starke zeigt ihr wie es geht: Beweglichkeit, Ausdauer und Mut sind an dieser Station besonders gefragt, mit Gewicht heben und Seilchenspringen … ohne Zwischenhopser!

Tag 3: Auftritt kommt von auf-treten.

Mutig und entschlossen proben wir an diesen Szenen und üben auf-treten in fröhlicher Präsenz – mal alleine, und mal im Kollektiv – und immer mit der Rückmeldung der Spielkameraden. Da ist viel Vertrauen im Spiel und Respekt, so dass sich alle sicher fühlen können auf der Bühne.
Als Intro erfinden wir noch eine Achterbahn und das gemeinsame Gehen und Stampfen zu passender Musik von den Bläck Föös. Dieses Lied mit Lokalkolorit singen die Kinder liebend gerne, und kann auch das Publikum mitsingen. Außerdem helfen die passenden Kostüme, um in die Rolle zu schlüpfen. Die Kinder bringen Kleider mit und tauschen, schauen und beraten sich gegenseitig.
Dann haben wir auch noch einen Proben-Gast: Bianca Lüniger – die Leiterin der OGS im Rosenzweigweg – schaut sich am Ende des Tages einen Durchlauf unseres Stückes an. Sie freut sich, ist sehr angetan und gibt hier und da noch ein paar kleine Tipps.

Tag 4: Proben wie die Profis

Wir spielen zwei komplette Durchläufe am Vormittag und am Nachmittag – jeweils mit Reflexionen und Besprechungen. Hier sind wahre Profis am Werk: Das Stück hat noch Längen. Wir müssen schneller spielen und zügiger umbauen. Wer macht was? Bei den Übergängen hilft die Musik – für jede Figur und Szene brauchen wir einen passenden Titel. Und wir dürfen die Klangschale am Ende nicht vergessen, sonst mach die Geschichte keinen Sinn!
Dann üben wir noch die Applaus-Ordnung und das Verbeugen und sich Zeigen. Davor haben unsere Schauspieler nach diesen gemeinsamen Tagen keine Angst mehr. Jetzt freuen wir uns nur auf morgen!

Tag 5: Der Vorhang geht auf

Wir spielen eine letzte Generalprobe am Vormittag, flechten Zöpfe, reparieren Requisiten und genießen unser Lampenfieber und die Vorfreude. Nach dem Mittagessen ist es dann soweit: Die Tür zur Aula geht auf für alle kleinen und großen Zuschauer:innen und das Stück beginnt.
Lana – unsere kleine Heldin – durchläuft alle Stationen auf dem Wellness-Jahrmarkt und erhält von jeder Figur am Ende der Szene ein Geschenk als Andenken und Symbol, damit sie sich immer an diese Reise und an diese Station erinnern kann:
Eine Rose – mit der man auch kämpfen kann
Ein Seil – das sie trägt und sichert
Ein Stirnband – das ihren Geist umhüllt
Den schwarzen Gürtel des Meisters – damit sie immer weiß, wie geschickt sie ist
Einen silbernen Löffel – mit dem sie Hoffnung schöpfen kann
Ein Kuscheltie r – als Freund & Begleiter
Nach der Aufführung gibt es eine Menge wohlwollenden Applaus und Jubel – und in dem obligatorischen abschließenden Podiums-Gespräche auch noch viel Lob, dass die Kinder entgegennehmen … und einige Fragen: Wie habt ihr das geschafft in nur einer Woche? Jede:r wusste sofort, was es machen wollte! Woher habt ihr all die Kostüme? Die haben wir von zu Hause mitgebracht und getauscht. Wo ist dieses Restaurant? In Glücksstadt! In Theaterstadt! Ist es o.k., dass Lana die Prüfungen mit Hilfe und Unterstützung bestanden hat? Die meisten Zuschauer meinen: Ja!

Strahlende Augen

In dieser gemeinsamen Theater-Woche kamen Vielfalt, Vorlieben und Talente zum Tragen! Und es war auch eine Geschichte über Angst und Mut, Entwicklung und Wachstum, über die Hilfe und Unterstützung, die ein Mensch auf einer solchen epochalen Reise bekommen kann – und darüber, worauf es im Leben ankommt: Neugierde, Mut, Hoffnung, Entscheidungsfreude und Zusammenhalt. Diesen Prozess haben diese acht Kinder mit Bravour und Spielfreude in nur einer Woche durchlaufen. Und das konnten die Zuschauer dann auch leibhaftig noch einmal sehen: Alle Darsteller:innen – im Alter zwischen 6 und 10 Jahren – sortieren sich unter den Augen des Publikums der Größe nach und positionieren sich stolz an der Rampe…!
Für mich als Spielleiterin ist das immer der schönste Moment: Zu sehen, wie alle in kürzester Zeit ein Stück gewachsen sind und am Ende mit strahlenden Augen auf der Bühne stehen.

*** Ich geleite dich auf den Pfaden der Kultur und bringe dich zum Leuchten.***

Annie We
Haus & Hofmusikantin
Musikerin * Kulturgeragogin * Theaterpädagogin
Mitglied im Fachverband Kunst- und Kulturgeragogik e.V.

Annie.We@gmx.net
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Köln